Zahlungsschwache Patienten werden fichiert
18. Januar 2009
Die kantonalen Ärztegesellschaften wollen gegen Patienten vorgehen, die Prämien und Arztrechnungen nicht zahlen – mit einem nationalen Online-Fichensystem.
Wie die Zeitung «Sonntag» berichtet, hat die Konferenz der Kantonalen Ärztegesellschaften (KKA) ein brisantes Projekt in der Schublade: Patienten, die ihre Krankenkassenprämien oder Arztrechnungen nicht zahlen, sollen in einer zentralen Datenbank registriert werden. «Die Evaluation steht kurz vor dem Abschluss», bestätigt Urs Stoffel, Co-Präsident der KKA. Im Zentrum steht eine so genannte «Ampellösung»: Der Arzt gibt den Namen des Patienten in ein Online-Abfragesystem ein. Leuchtet die Farbe rot auf, ist er als Zechpreller gemeldet. «Der Arzt kann die Behandlung verweigern oder einen Vorschuss verlangen, sofern es sich um keinen Notfall handelt», sagt Stoffel.
Die nationale «Watchlist» soll Auskunft geben über die generelle Bonität eines Patienten. Sie wird nicht nur mit der Information gefüttert, ob die Krankenkassenprämien bezahlt werden. Erfasst werden auch Daten zur allgemeinen Zahlungsbereitschaft, etwa bei der Begleichung von Telefon- oder Steuerrechnungen.
Zunahme von unbezahlten Rechnungen: total 11,5 Millionen Franken pro Jahr
Von nicht bezahlten Rechnungen sind immer mehr Ärzte betroffen. Der Grund: Bei Prämiensündern verhängen die Krankenkassen eine «Leistungssperre». Sie übernehmen die Arztrechnungen nicht mehr. Für die Ärzte bedeutet dies: Sie behandeln zwar den Patienten, doch ihr Geld sehen sie nie. «Das Inkasso-Risiko nimmt zu», weiss Peter Wiedersheim, Präsident der Ärztegesellschaft St. Gallen. Dies gelte vor allem im Notfalldienst, den Ärzte mit eigener Praxis von Gesetzes wegen anbieten müssen. «Patienten mit Leistungssperren tauchen vermehrt im Notfalldienst auf», so Wiedersheim: «Im Gegensatz zum bereits geprellten Hausarzt weiss der Notfallarzt nicht, wenn ein Patient gesperrt ist.» Eine repräsentative Umfrage der Aargauer Ärztegesellschaft ergab, dass sich ein Notfallarzt pro Jahr durchschnittlich 1400 Franken ans Bein streichen muss. Bei einzelnen Arztpraxen belaufen sich Ausfälle auf bis zu 8000 Franken. Hochgerechnet auf die Schweiz summieren sich die nicht bezahlte Arztrechnungen auf rund 11,5 Millionen Franken – pro Jahr.
Pro Einwohner machen die jährlichen Ausstände etwa Fr. 1.50 aus. Gemäss eigenen Angaben auf der Webseite sind die Grundwerte in der gesundheits- und standespolitischen Verantwortung der KKA Solidarität und Respekt, Qualität und Ethik sowie Transparenz und Vertrauen.
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