Die Datenfresser

22. April 2011

Frank Rieger und Constanze Kurz vom Chaos Computer Club über Datensammler im Internet

Woher weiss Amazon, dass ich Gitarre spiele, obwohl ich dort nur Bücher kaufe? Warum findet Facebook jeden meiner Bekannten? Auf welche Datenspuren hat der Staat Zugriff, und was kann er aus ihnen herauslesen?

Antworten und Tipps zum Selbstschutz finden sich im Buch «Die Datenfresser».

Gerade rechtzeitig zum Erscheinen von «Die Datenfresser» wurde kurz vor Ostern 2011 an einer Konferenz in Kalifornien «iPhoneTracker», ein Programm zur Visualisierung von auf iPhones gespeicherten Geodaten, vorgestellt. Apple speichert seit Juni 2010 Standortdaten inklusive Uhrzeit unverschlüsselt auf iPhones. Angeblich werden derartige Daten bereits von Strafuntersuchungsbehörden genutzt.

Am 22. April 2011 wurde in Florida die erste Klage gegen Apple eingereicht. Auch der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte will sich nach Ostern des Problems annehmen.

Nach Ostern 2011 erklärte Apple, iPhones speicherten nicht exakt den Standort, sondern nur die Standorte von W-Lan-Hotspots und Telefonantennen in der Nähe des iPhones. Apple räumt aber drei Fehler ein: Die Daten würden längere Zeit gespeichert, Nutzer könnten die Standort-Protokollierung nicht abschalten, und diese Daten würden unverschlüsselt auf den Computer, mit dem das iPhone synchronisiert wird, übertragen. Diese «Programmierfehler» sollten demnächst mit einem kostenlosen Update korrigiert werden können.

Das Patent US 2011/0051665 A1, welches am 3. September 2009 eingereicht wurde, beweist aber, dass diese Datenspeicherung Absicht und nicht ein «Programmierfehler» ist:



In der Zusammenfassung (Seite 8 im PDF, rechte Spalte, [0007]) steht, dass «Andere Informationen, bezogen auf verschiedene Ereignisse, gespeichert und mit der Standort-History verknüpft werden können». Ebenfalls patentiert ist, dass Daten auf einen externen Rechner oder ein Netzwek übertragen werden können.

Auch «Windows Phone 7», welches im Februar 2010 eingeführt wurde und von Geräten der Hersteller Dell, Nokia, Samsung etc. verwendet wird, erfasst Daten über W-Lan-Hotspots und sendet sie zusammen mit der GPS-Position und der Gerätenummer direkt an Microsoft.