In vierzig Sekunden durch den US-Zoll

8. Januar 2013

von Kian Ramezani - Schweizer Reisende könnten in den USA schon bald gleich schnell durch die Passkontrolle wie Amerikaner. Dafür müssten sie allerdings sehr viel Privates preisgeben.

Wie praktisch wäre es, wenn Passkontrollen am Flughafen so unkompliziert wären wie das Einchecken am Automat? Ausgerechnet an amerikanischen Flughäfen, wo sich mitunter lange Schlangen bilden, würde diese Möglichkeit bestehen. US-Bürger sowie Reisende aus ausgewählten, «risikoarmen» Ländern können sich für das Global Entry Program der US-Regierung anmelden, das die Abfertigung der Passkontrolle deutlich beschleunigt. Konkret heisst das: Man wird nicht mehr von einem Grenzbeamten, sondern von einem Automaten kontrolliert.

Laut einem Bericht der «NZZ am Sonntag» hat der US-Botschafter in Bern, Donald S. Beyer, der Schweiz den Beitritt in den illustren Kreis der risikoarmen Länder in Aussicht gestellt. Die Gespräche mit dem zuständigen Bundesamt für Migration (BfM) sind offenbar noch nicht sehr weit gediehen, doch beim Aussendepartement (EDA) stösst der Vorschlag auf grosses Interesse. Die «NZZ am Sonntag» zitiert aus einem Brief des EDA an das BfM, die Teilnahme sei «wünschenswert» und den wichtigen Wirtschaftsbeziehungen zu den USA förderlich.

Sehr private Fragen zum Lebenslauf

Lohnen durfte sich die Mitgliedschaft im Global Entry Programm tatsächlich vor allem für Geschäftsleute, die regelmässig in die USA reisen - zumal es das Ganze nicht umsonst gibt. Die US-Grenzschutzbehörde verlangt eine Anmeldegebühr von 100 Dollar und sehr weitgehende Auskünfte: alle Wohnadressen, Arbeitgeber und Auslandreisen der vergangenen fünf Jahre. Zusätzlich muss der Antragsteller angeben, ob er jemals in irgendeinem Land die Einreisegesetze verletzt hat oder für eine Straftat verurteilt worden ist. Wenn ja, müssen die Details preisgegeben werden. Vorstrafen führen in der Regel zu einer Einstufung als nicht vertrauenswürdig und zur Ablehnung des Antrags.

Nach Eingang der Anmeldung muss der Antragsteller zudem zu einer persönlichen Befragung durch einen Beamten der amerikanischen Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) erscheinen. Dieses muss zwingend auf amerikanischem Boden stattfinden, wie die US-Botschaft in Bern auf Anfrage bei der CBP in Erfahrung brachte. Die Behörde unterhält zu diesem Zweck 26 Büros an den grösseren internationalen Flughäfen der USA. Im Interview werden laut Einträgen auf dem Vielflieger-Forum flyertalk ähnliche Fragen gestellt wie auf dem Anmeldeformular, vor allem hinsichtlich Vorstrafen, Reisegewohnheiten und dem beruflichen Werdegang.

Genau wie ein Grenzbeamter, nur schneller

Bei erfolgreicher Anmeldung läuft die beschleunigte Einreise so ab: Nach der Landung darf der betreffende Reisende an der Schlange vor der Passkontrolle vorbei und stattdessen einen der CBP-«Kioske» ansteuern. Dort führt er seinen biometrischen Pass ein und lässt sich Gesicht und Fingerabdrücke scannen. Als nächstes kommen Zolldeklaration und Bestätigung der Flugdaten. Dann druckt der Automat eine Quittung, die zusammen mit dem Pass zur Einreise berechtigt. Erfahrene Vielreiser können den ganzen Prozess in 40 Sekunden hinter sich bringen. Der Automat macht faktisch nichts anderes als der Grenzbeamte - nur schneller und ohne vorheriges Anstehen.

Sollte sich die Schweiz zur Teilnahme an dem Programm entschliessen, wäre sie eines der ersten Länder Europas. Derzeit ist Holland dabei, in Deutschland und Grossbritannien laufen laut CBP Pilotversuche. Reisenden aus Kanada, Mexiko und Südkorea steht Global Entry ebenfalls offen.

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