Geheimdienst: Chaos in der Informatik-Abteilung

30. September 2012

Von Beat Kraushaar und Othmar von Matt (aus Sonntag)

Der Datendiebstahl, der diese Woche aufflog, ist das jüngste Beispiel: Seit Jahrzehnten sorgt der Nachrichtendienst des Bundes für Schlagzeilen.

Ausgerechnet einer der sensibelsten Bereiche des Schweizer Geheimdienstes ist führungslos: Die Informatik-Abteilung, in welcher der Datendiebstahl geschah, hat seit längerem keinen Chef mehr. Die Stelle ist laut gut informierter Quelle vakant.

In dieser Abteilung entwendete ein IT-Spezialist grosse Mengen von sicherheitsrelevanten Daten. Die Bundesanwaltschaft informierte diese Woche über diesen «schweren Fall». Der Beschuldigte konnte nur dank einem Hinweis am Verkauf der Daten gehindert werden.

Recherchen zeigen nun, dass der Diebstahl in einem chaotischen Umfeld stattfand. Es fehlt nicht nur ein Chef, sondern gemäss Insidern hat die IT-Abteilung auch zu wenig Personal. Geheimdienstchef Markus Seiler lässt zudem ein neues Informatiksystem namens ISAS aufbauen. Dieser Prozess dauert schon zwei Jahre. Nötig ist das neue System, weil die bisherige Datenbank des Auslandnachrichtendienstes angeblich nicht für die zukünftige Datenauswertung kompatibel sei.

Keine Führung, zu wenig Personal, Überforderung im Umgang mit einem neuen System: Die Stimmung unter den Angestellten in der IT-Abteilung ist schlecht. Von Orientierungslosigkeit ist gar die Rede. Denn im Nachrichtendienst des Bundes gibt es gemäss gut informierten Kreisen gar kein IT-Sicherheitskonzept, das diesen Namen verdient. Zudem seien «die internen Überwachungssysteme praktisch inexistent», wie es heisst. «Es gibt kein durchdachtes Konzept mit Überwachungskameras, persönlicher Führung von Mitarbeitern, die mit sensiblen Geheimdaten zu tun haben, und auch keine effizienten Zugangsbeschränkungen im IT-Bereich», sagt der Insider.

 

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