Der Teufel steckt im Detail

10. Juli 2015

Von SENF (S'isch Eigentli Nur Fuessball)

Mit dem Projekt «Focus One» will die Swiss Football League (SFL) Fans auf öffentlichem Grund verdeckt filmen. Die Wochenzeitung (WOZ) hat bereits im Mai datenschutzrechtliche Fragen dazu aufgeworfen. In der Ausgabe vom 9. Juli 2015 doppelt die WOZ nach: Der FC St.Gallen filme schon lange verdeckt und tue das nach wie vor. SENF wollte es genau wissen und hat bei den Sicherheitsverantwortlichen nachgefragt.

«Das Bekanntwerden des von der Schweizerischen Fussballiga finanzierten Projekts «Focus One» schlug bereits im Frühling hohe mediale Wellen. Insbesondere die WOZ berichtete ausführlich von den berechtigten Datenschutzbedenken, die der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte damals äusserte. Unter den Fans des FC St.Gallen sorgte dieses Projekt der Liga jedoch für wenig Aufregung: Die Ostschweizer Fans wurden nämlich teilweise schon früher auf öffentlichem Grund gefilmt. Dies von einer vom Verein angestellten privaten Sicherheitsfirma. Die juristisch heikle Sache sollte dabei verdeckt durchgeführt werden. Aufgefallen ist es wenig überraschend trotzdem. Pikant daran: Die Sicherheitsverantwortlichen des FCSG haben eine entsprechende Bewilligung erst auf die Bedenken der Fans hinsichtlich der Legalität der Aktion hin geholt.

Die Skepsis war damit zwar nicht weggewischt, eine Möglichkeit sich auf (juristischer) Ebene weiter dagegen zu wehren, fehlte aber. Insbesondere da betont wurde, dass das Filmen für einen Erhalt der Super League-Lizenz relevant sei. Offensichtlich eine Auflage, an die sich nicht alle Clubs gleichermassen hielten.

Gemäss einem gestern erschienen Bericht der Wochenzeichtung verzichte der FCSG deshalb aber nicht auf seine eigenen Aufnahmen. Diese Meldung kam für die Fans wiederum dann doch ein wenig überraschend, hatte man doch vernommen, dass der Verein die Sicherheitsfirma nicht mehr beschäftige - was auch glaubwürdig erschien, da man diese seit geraumer Zeit nicht mehr an den Fussballspielen gesehen hatte. SENF wollte Klarheit und hat beim Sicherheitsverantwortlichen Benni Burkart nachgefragt. Gemäss ihm filmt der FCSG «nur» noch in den Stadien und - sofern der Einsatzleiter der St.Galler Polizei einen entsprechenden Auftrag gibt - situativ auch im öffentlichen Raum rund um das Stadion. Bei Auswärtsspielen werden die FCSG-Fans nicht mehr auf Geheiss des FCSG auf öffentlichem Grund gefilmt, sondern «nur» noch durch die Liga, sofern ein Auswärtsspiel des FCSG im Projekt «Focus One» ausgewählt wird. Laut Burkart hätte der FCSG seit Bekanntwerden dieses Projekts deshalb auch nur noch gefilmt, wenn sie einen schriftlichen Auftrag der Behördern erhalten hätten. Nur: Seit die Liga nachgezogen habe, fühle sich dafür niemand mehr zuständig oder die örtlichen Behörden würden dafür keinen Bedarf mehr sehen. Folglich habe der FCSG seit dem Frühjahr 2015 keine Aufnahmen dieser Art mehr veranlasst.

So «nobel» diese neu entdeckte Zurückhaltung auch sein mag, der schale Beigeschmack der fraglichen datenschutzrechtlichen Legalität beider Projekte bleibt dennoch bestehen. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die von der Liga beschriebenen Einschränkungen auf das Filmen der Partien mit einem «hohem Gefahrenpotenzial» und auf lediglich die Aufzeichnung der Ausschreitungen und nicht die «friedlichen» Fanmärsche viel Interpretationsspielraum offen lassen. Über kurz oder lang werden die Gerichte zu entscheiden haben, was man unter diesen beiden dehnbaren Begriffen versteht. Wie so oft steckt der Teufel also im Detail.

 

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