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Jahresrückblick 2017

Januar 2018

Jah­res­rück­blick 2017

Staats­schutz / Nach­rich­ten­dienst

Da­ni­el Mo­ser, ein ex-Mit­ar­bei­ter der Stadt­po­li­zei Zü­rich, wel­cher spä­ter in den Si­cher­heits­dienst der UBS wech­sel­te und sich 2010 selb­stän­dig mach­te, spio­nier­te seit An­fang 2012 bis En­de 2015 in Deutsch­land für den Nach­rich­ten­dienst des Bun­des (NDB). Er soll­te her­aus­fin­den, wel­che Steu­er­fahn­der Steu­er-CDs kauf­ten und wie die­se Käu­fe ge­nau ab­lie­fen. Am 28. April 2017 wur­de der Spi­on in Frank­furt ver­haf­tet, er leg­te ein Ge­ständ­nis ab und wur­de am 9. No­vem­ber 2017 vom Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt we­gen nach­rich­ten­dienst­li­cher Tä­tig­keit zu ei­ner Ge­fäng­nis­stra­fe von ei­nem Jahr und zehn Mo­na­ten auf Be­wäh­rung so­wie ei­ner Bus­se von 40,000 Eu­ro ver­ur­teilt. Der am 26. März 2018 pu­bli­zier­te Un­ter­su­chungs­be­richt der GPDel be­schreibt die Er­eig­nis­se auf rund 91 Sei­ten im De­tail.

Am 10. Mai 2017 er­nann­te der Bun­des­rat den 47-jäh­ri­gen Ju­ris­ten Tho­mas Frit­schi zum Lei­ter der un­ab­hän­gi­gen Auf­sichts­be­hör­de des Nach­rich­ten­diens­tes NDB. Tho­mas Frit­schi ar­bei­te­te be­reits von 2002 bis 2010 in ver­schie­de­nen Funk­tio­nen im Bun­des­amt für Po­li­zei, zu­letzt als Ab­tei­lungs­chef Er­mitt­lun­gen Staats­schutz in der Vor­gän­ger­or­ga­ni­sa­ti­on des NDB.

Das neue Nach­rich­ten­dienst­ge­setz ist am 1. Sep­tem­ber 2017 in Kraft ge­tre­ten. Seit die­sem Tag darf der NDB ver­deck­te Be­schaf­fungs­mass­nah­men vor­neh­men, na­ment­lich den Te­le­fon- und In­ter­net­ver­kehr über­wa­chen. Mit der Ka­belauf­klä­rung, der an­lass­lo­sen Durch­su­chung des ge­sam­ten In­ter­net­ver­kehrs nach Schlüs­sel­wör­tern, ist neu auch ei­ne flä­chen­de­cken­de Ras­ter­fahn­dung zu­läs­sig.

Der Ver­ein «Di­gi­ta­le Ge­sell­schaft» und meh­re­re Pri­vat­per­so­nen ha­ben Be­schwer­de ge­gen die Ka­belauf­klä­rung er­ho­ben. Wie bei der Be­schwer­de ge­gen die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung wur­de als ers­ter Schritt ein Ge­such an den NDB ein­ge­reicht, die Ka­belauf­klä­rung zu un­ter­las­sen.

Auf­grund des Jah­res­be­richt 2016 des Staats­schutz-Kon­troll­or­gans von Ba­sel-Stadt wur­de pu­blik, dass ei­ne öf­fent­li­che po­li­ti­sche Ver­an­stal­tung im Vi­sier der Ge­heim­diens­te stand, an wel­cher u.a. Stän­de­rä­tin Ani­ta Fetz und die Na­tio­nal­rä­tin­nen Su­san­ne Leu­ten­egger Ober­hol­zer und Sil­via Schen­ker teil­nah­men. Ein ers­tes Ein­sichts­ge­such beim NDB för­der­te im Ok­to­ber 2017 zu­ta­ge, dass die Ein­sicht ver­lan­gen­de Per­son aus Sicht des NDB «kei­ne Be­dro­hung für die Si­cher­heit der Schweiz dar­stel­le». Fi­chiert war sie aber trotz­dem: als mög­li­che Per­son für die Ein­rei­chung ei­ner De­mo-Be­wil­li­gung ge­gen die OSZE, auf­grund ei­nes Pres­se­ar­ti­kels mit ih­rem Na­men so­wie als Mit­glied des In­itia­tiv­ko­mi­tees für ei­ne kan­to­na­le Wohn-In­itia­ti­ve.

Po­li­zei und Straf­ver­fol­gung

Im Zu­ge der Re­vi­si­on des BÜPF (Te­le­fon­über­wa­chungs­ge­setz) wer­den Ge­samt­in­ves­ti­tio­nen von 112 Mil­lio­nen Fran­ken ge­tä­tigt. Da­von sind rund 83 Mil­lio­nen für das Ver­ar­bei­tungs­sys­tem des Über­wa­chungs-Diens­tes ÜPF vor­ge­se­hen, wel­cher per­so­nell mas­siv ver­stärkt wer­den soll. Der Bun­des­rat will da­her die Ge­büh­ren für Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den er­hö­hen. Kos­te­te ei­ne Aus­kunft, wem wel­che Mo­bil­num­mer ge­hört, bis­her 9 Fran­ken, sol­len es neu 12 Fran­ken sein. In bei­den Fäl­len sind für den Fern­mel­de­an­bie­ter vier Fran­ken Ent­schä­di­gung vor­ge­se­hen.

Der «glä­ser­ne Bahn­kun­de»

Ab dem 1. Quar­tal 2018 soll in der gan­zen Schweiz oh­ne Bil­lett ge­reist wer­den kön­nen, dank den «be­que­men» Apps «Lezz­go» und «Fair­tiq». Al­ler­dings gibt es da­bei ein paar Stol­per­stei­ne: Die Kun­dIn­nen müs­sen ei­ne aus­rei­chen­de Ak­ku­leis­tung für die ge­sam­te Dau­er der Fahrt ga­ran­tie­ren, sonst gibt es Ta­x­zu­schlä­ge. Ga­ran­tiert wird nur, dass die Kos­ten nicht hö­her wer­den als die Ta­ges­kar­te der wäh­rend ei­nes Ta­ges be­reis­ten Zo­nen. Bei meh­re­ren Rei­sen am Tag er­mit­telt die App je­weils den bes­ten Preis über al­le Fahr­ten. Die Da­ten wer­den «so kurz wie mög­lich» auf Ser­vern in der Schweiz oder in der EU ge­spei­chert. Ob­wohl die Be­trei­ber ver­spre­chen, die Nut­zer­da­ten ein Jahr nach der Fahrt au­to­ma­tisch zu an­ony­mi­sie­ren, lehnt grund­rech­te.ch die neu­en «be­que­men» Ap­pli­ka­tio­nen in der vor­lie­gen­den Form klar ab. Wir be­fürch­ten, dass die Po­li­zei oder Pri­va­te auf die per­sön­li­chen Da­ten zu­grei­fen wer­den.

Der «glä­ser­ne Flug­gast»

Am 11. Ju­li 2017 teil­te des Staats­se­kre­ta­ri­ats für Mi­gra­ti­on (SEM) mit, dass ab Ok­to­ber / No­vem­ber 2017 auch Flü­ge aus Al­gier, Bel­grad, Jo­han­nes­burg, Kai­ro, Kap­stadt, Mon­tre­al, Rio de Ja­nei­ro, To­ron­to und Tu­nis in die Schweiz der Mel­de­pflicht un­ter­stellt wer­den. Ge­mäss der Luft­ver­kehrs­sta­tis­tik vom Ju­ni 2017 flo­gen von Ja­nu­ar 2017 bis März 2017 ins­ge­samt 141,550 Pas­sa­gie­re von die­sen De­sti­na­tio­nen in die Schweiz. En­de Ju­ni 2016 er­klär­te der Bun­des­rat im Be­richt zur ge­plan­ten ge­setz­li­chen Grund­la­ge für die Er­fas­sung von API-Da­ten, dass kei­ne wei­te­ren De­sti­na­tio­nen für die­se Mel­de­pflicht vor­ge­se­hen sei­en. Die­ses Ver­spre­chen wur­de be­reits zum zwei­ten Mal ge­bro­chen - noch be­vor die Vor­la­ge ins Par­la­ment ge­kom­men ist.

In­ter­net­sper­ren: Re­fe­ren­dum ge­gen das Geld­spiel­ge­setz

Im Herbst ha­ben ver­schie­de­ne Ko­mi­tees und Bünd­nis­se das Re­fe­ren­dum ge­gen das neue Geld­spiel­ge­setz er­grif­fen. Das Ge­setz sieht zum ers­ten Mal in der Schweiz ei­ne ge­setz­li­che Sper­re von In­ter­net­adres­sen vor. Dies ist aus un­se­rer Sicht nicht ak­zep­ta­bel. Be­reits heu­te ist ab­seh­bar, dass die Bran­che stär­ke­re Ein­grif­fe for­dern wird und so die Zen­sur wei­ter vor­an­trei­ben wird. Ist die­se Netz­sper­re ein­mal ge­setz­lich ver­an­kert, wird sie auch in an­de­ren Be­rei­chen Sperr­ge­lüs­te we­cken.

AHV-Num­mer als Uni­ver­sal-ID

Die Si­cher­heits­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Stän­de­ra­tes hat am 20. Ok­to­ber 2017 be­schlos­sen, dass al­le Be­hör­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen, die in den Gel­tungs­be­reich des neu­en In­for­ma­ti­ons­si­cher­heits­ge­set­zes fal­len, die AHV-Num­mer als Per­so­nen­iden­ti­fi­ka­tor ver­wen­den dür­fen. Am 23. Ok­to­ber 2017 hat die Kom­mis­si­on für Rechts­fra­gen des Na­tio­nal­rats nach­ge­dop­pelt. Im Rah­men der Be­ra­tung der Vor­la­ge zur Mo­der­ni­sie­rung des Grund­buchs hat sie sich auf­grund der ge­rin­ge­ren Kos­ten mit 15 zu 10 Stim­men für die Ver­wen­dung der AHV-Num­mer im Grund­buch aus­ge­spro­chen.

Stel­lung­nah­men zu Ver­nehm­las­sun­gen

grund­rech­te.ch hat sich 2017 an die­sen Ver­nehm­las­sun­gen be­tei­ligt:

  • Än­de­rung der Asyl­ver­ord­nung 1 über Ver­fah­rens­fra­gen (Zu­wei­sung in be­son­de­re Zen­tren bei «er­heb­li­cher Ge­fähr­dung oder Stö­rung»)

  • Bun­des­ge­set­zes über die Un­ter­stüt­zung der na­tio­na­len Men­schen rechts In­sti­tu­ti­on (MRIG)

  • Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­ra­tes zur Ver­hü­tung des Ter­ro­ris­mus

  • Aus­füh­rungs­er­las­se zum to­tal­r­e­vi­dier­ten Bun­des­ge­setz be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs BÜPF

  • Ver­ord­nung über die Auf­sicht über nach­rich­ten­dienst­li­che Tä­tig­kei­ten

  • Bun­des­ge­setz über an­er­kann­te elek­tro­ni­sche Iden­ti­fi­zie­rungs­ein­hei­ten

  • Ver­ord­nung über den Nach­rich­ten­dienst

  • Ver­ord­nung über die In­for­ma­ti­ons- und Spei­cher­sys­te­me des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des

  • To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes und Än­de­rung wei­te­rer Er­las­se zum Da­ten­schutz

 

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